Ein ganz normaler Gottesdienst? – Fehlanzeige! 

Wir öffneten die Tür der Kirche St. Jakobi, die schon am frühen Morgen des 17. Novembers voll gefüllt war, mit Menschen, die gespannt auf den Gottesdienst zum Volkstrauertag und auf den Oberstufenchor und das Kammerorchester des Johanneums warteten, die das Stück „Miserere in C“ mitbrachten. Zunächst lag die Aufmerksamkeit der Gemeinde auf den Pastoren Kathrin und Lutz Jedeck und nach ein paar von der Gemeinde gesungenen Liedern mit der Begleitung der großen Orgel und der Predigt fingen der Oberstufenchor und das Kammerorchester an, sich vorne aufzustellen und für ihren Auftritt bereit zu machen. Die schwarze Bekleidung unserer Musiker schien mit den Farben der Kirche zu verschmelzen und verbreitete auch eine besondere Atmosphäre vom Altarraum bis zu den hintersten Sitzreihen unter der alten Orgel, und als die ersten Klänge der Johanneer*innen die Kirche erfüllten, schienen sie nicht nur den großen Raum, sondern auch die Herzen der Zuhörer*innen zu ergreifen.

Nach dem ersten Stück trat das Orchester in den Hintergrund, und die Stimmen der Sänger*innen hallten eindrucksvoll durch das große Gebäude. Als erstes kam uns die Melodie bedrückend und schon fast bedrohlich vor, aber nach einer kurzen Pause wurden die Klänge fröhlich und erfüllten das Wort des Pastors, dass die Musik keine Trauer, sondern Trost widerspiegeln würde. Genau so empfanden wir es auch. Johann Adolf Hasse, der Komponist des „Miserere in C“, schrieb das Stück ursprünglich für unheilbar Kranke in Venedig, mit der Zeit aber verwendete man dies auch in Gottesdiensten, wie zum Beispiel heute am Volkstrauertag. Die bis eben noch bedrückend wirkende Gemeinde wurde mit jedem Bogenstrich des Orchesters und jeder Note der Sänger*innen zuversichtlicher, und das eigentliche Thema des Gottesdienstes, der Volkstrauertag, schien sich immer mehr ins Positive zu verwandeln und die weltbewegenden Probleme, die die Pastoren vorher genannt hatten, schienen nun viel einfacher und lösbar zu sein. Die kräftigen Stimmen der Solist*innen, Romy Pohla (Sopran), Judith Schultze-Rohr (Alt) und Simeon Nachtsheim (Bass) öffneten die Türen unserer Herzen und wärmten uns von innen auf, trotz der Kälte in der Kirche. Nach dem Vaterunser und dem  Segen fuhren wir, genauso wie die Gemeinde, mit einem hoffnungsvollen Gefühl heim und waren froh, für diesen so erfüllenden Gottesdienst heute Morgen aufgestanden zu sein.

Text: Josefin Greve und Daria Serdiuk, 8d

Fotos: Daria Serdiuk und Martin Salomon